Ableismus: Junger Mann benutzt einen Rollstuhl und arbeitet an einer Werkbank

Was ist Ableismus und welche Formen gibt es?

Menschen mit Behinderung bekommen aufgrund ihrer Fähigkeiten oft einen Stempel aufgedrückt. Was sich hinter dem Begriff "Ableismus" verbirgt, lest Ihr in unserem Wombly-Blog
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Ableismus - Was bedeutet das?  

Vom englischen Verb “to be able”, also “zu etwas fähig sein” abgeleitet, schließt der Begriff Ableismus [ɛɪ̯bəˈlɪsmʊs] die diskriminierende Beurteilung der körperlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten und Funktionen eines Einzelnen mit ein und wird deshalb als konkreter bezeichnet als die grobe Definition der „Behindertenfeindlichkeit“.  

Die australische “Disability Studies” Forscherin Fiona Kumari Campbell definiert Ableismus als „ein Netzwerk von Überzeugungen, Prozessen und Praktiken, die eine eigentümliche Art von Selbst und Körper produzieren (den corporealen Standard), der als perfekt, spezientypisch und deshalb essentiell und vollwertig menschlich projiziert wird. Behinderung wird so zu einem verminderten Zustand des Menschseins geformt“ (Campbell, 2001, zit n. Campbell, 2008, Übersetzung R.M.). Menschen mit Behinderung werden auf diese Beeinträchtigungen reduziert und erfahren dadurch eine Abwertung. Der Begriff des Ableismus rückt die normative Einteilung von Behinderung und Nichtbehinderung in den Fokus. Es wird ein Standard definiert, an dem sich alle zu messen haben. So wird Behinderung laut Campbell als Defizit verstanden.  

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Was bedeutet Ableismus für Personen mit Behinderungen? 

Ableistisch behandelt zu werden bedeutet, in vielen Bereichen von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen zu sein und eine Ausnahme darzustellen. Es handelt sich um eine aktive Diskriminierung, wenn Menschen mit Behinderung von nicht-behinderten Menschen als nicht gleichwertig betrachtet werden. Vielen Menschen mit Behinderungen wird weniger zugetraut, manchmal auch weniger zugemutet, oft werden ihnen Kompetenzen abgesprochen. So werden Kleinwüchsige oder Menschen im Rollstuhl oft auch geistig unterschätzt, Betroffene oft nicht als vollwertige Entscheidungsträger*innen wahrgenommen. Diese Art der Diskriminierung kann viele Folgen haben: Verunsicherung, Identitätsprobleme, sozialer Rückzug und sogar psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. 

Formen von Ableismus 

Es kann zwischen zwei Formen der Diskriminierung unterschieden werden: dem abwertenden und dem aufwertenden Ableismus 

  • Abwertender Ableismus: aktive Diskriminierung, Drängen in Opferrolle, ungefragt Hilfe anbieten, Mitleid, Begleitpersonen werden anstelle der Person mit Behinderung angesprochen, ungefragtes Duzen 

  • Aufwertender Ableismus: positive Diskriminierung, Lob für alltägliche Dinge, Held:innen-Formulierungen 

Ableismus – Fest verankert in der Gesellschaft 

Es ist die alltägliche Planung von Aktivitäten, die vielen Menschen mit Handicap erschwert wird. Barrierefreiheit beispielsweise gehört noch immer nicht zur Normalität, es besteht weiterhin eine Verantwortung, sich selbst darüber zu informieren, ob es einen barrierefreien Zugang gibt, ob Filme mit Untertiteln gezeigt werden, ob in Gebärde übersetzt wird, etc. Nur langsam verändern sich hier Gewohnheiten, werden Veranstaltungen, Institutionen, etc. gekennzeichnet.  

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Repräsentation von Menschen mit Behinderungen in den Medien. Die Berichterstattung findet meist nicht auf Augenhöhe statt, die Protagonist*innen werden noch immer klischeebehaftet dargestellt. Meist wird über sie im Kontext von Gesundheit und Pädagogik berichtet; Kinder mit Behinderung sind selten in Ratgebern für Eltern zu finden. Auch die Darstellung in Filmen erfolgt oft durch nicht-behinderte Schauspieler*innen. Wenn behinderte Schauspieler*innen zu sehen sind, dann steht meist die Behinderung selbst im Fokus.  

Noch immer sind der Zugang und die mögliche Teilhabe am Leben mit großen Anstrengungen verbunden. Dies geht meist mit fehlendem Zugang zu Ressourcen und Hilfsmitteln einher. Menschen, die sich Prothesen, High-Tech-Rollis, Hörgeräte und Sehhilfen nicht leisten können, werden per se ausgeschlossen.   

Ableismus dekonstruieren  

Noch befinden wir uns in einem Zwischenzustand zwischen dem Sichtbarmachen von Behinderung und der Selbstverständlichkeit. Inklusion gelingt vor allem, wenn Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in Aktion treten und auch gezeigt werden. Daher ist es bedeutsam, in den Austausch zu gehen, Erfahrungen zu teilen und auf ungerechte Behandlungen aufmerksam zu machen. Vor allem aber gelingt Inklusion, wenn jede*r einzelne sich selbst reflektiert: Gehe ich respektvoll mit meinem Gegenüber um, begegne ich ihr*ihm auf Augenhöhe und verhalte ich mich solidarisch? Niemand möchte als der*die Andere abgewertet werden. Und dies gilt in jede Richtung. 

Wir hoffen, der Blogbeitrag konnte Euch einen Einstieg in die Thematik geben. Habt ihr Fragen oder Anmerkungen? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!
 

Wombly versucht, einen Beitrag zur Gleichstellung zu leisten: Wir entwickeln Kleidungsstücke, die Euch und Euren Kindern dabei helfen den Alltag zu erleichtern.

(Bildnachweis: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de)

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