Die Geburt eines Frühchens ist eine überwältigende Erfahrung, die mit vielen Fragen, Sorgen und Unsicherheiten seitens der Eltern einhergeht. Frühgeborene bleiben häufig nach der Geburt noch einige Zeit im Krankenhaus und werden aufgepäppelt sowie intensiv-medizinisch versorgt. Irgendwann kommt jedoch auch für Frühchen-Eltern der große Moment, an dem sie ihr Kind mit nach Hause nehmen dürfen. Und spätestens dann kommt die Frage auf, was so ein kleiner Mensch zu Hause alles braucht und wie sich der Alltag mit einem Frühgeborenen meistern lässt.
Zeit für die Heimkehr
Die meisten Frühchen dürfen um den errechneten Geburtstermin herum nach Hause. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie dafür stabil genug sind. So wird ein Frühchen nur dann entlassen, wenn es seine Körpertemperatur selbstständig ohne Wärmebettchen halten kann. Es sollte alleine und ohne technische Hilfe atmen können und aus der Flasche oder an der Brust trinken. Infusionen sollten möglichst nicht mehr notwendig sein.
In seltenen Fällen wird eine Ausnahme gemacht. Wenn der Allgemeinzustand des Kindes ansonsten gut ist, kann es auch vorkommen, dass ein Frühchen mit Atemhilfe oder Magensonde entlassen wird. Dies sollte jedoch vorab genauestens mit den Ärztinnen und Ärzten abgewägt werden.
Vorbereitungen für die Entlassung
Viele Eltern fiebern der Entlassung entgegen. Doch sie haben natürlich auch Angst und Respekt davor. Die Vorstellung, die komplette Pflege und Versorgung von nun an selbst zu bewältigen - und zwar ohne medizinisches Know-how und die helfenden Hände des Klinikpersonals - kann sehr einschüchternd sein.
Diese Angst ist indes meist unbegründet. Denn bevor ein Frühchen nach Hause darf, werden die Eltern auf die Pflege und die speziellen Bedürfnisse ihres Kindes vorbereitet. Dies kann die Handhabung von Überwachungsgeräten, die Verabreichung von Medikamenten und die Ernährung umfassen. Beim Entlassungsgespräch können die Eltern noch mal alle offenen Fragen und Probleme mit dem Ärzteteam sowie den Pflegekräften besprechen.
Auch können Frühchen-Eltern schon vorab aus dem Krankenhaus heraus (mithilfe des Sozialdienstes der Klinik) Unterstützungsleistungen für die Zeit nach der Entlassung beantragen. So kann z. B. über die Krankenkasse der Einsatz einer Kinderkrankenpflegekraft organisiert werden. Sie hilft den Eltern in der ersten Zeit nach der Entlassung bei der Versorgung ihres Kindes. Das macht vor allem dann Sinn, wenn das Frühgeborene mit Apparatemedizin nach Hause entlassen wird oder weiterhin einer aufwendigen medizinischen Versorgung bedarf.
Frühchen-Eltern steht natürlich auch die Unterstützung durch eine Hebamme zu. Normalerweise besteht ein Anspruch auf eine 10-tägige Nachsorge. Doch ein Arzt kann im Falle einer Frühgeburt auch schon vorab eine längere Hebammenbetreuung verordnen.
Neben der Hebamme spielt auch der Kinderarzt gerade in der Anfangszeit eine wichtige Rolle. Vor allem Frühchen sollten in den ersten Wochen und Monaten engmaschig untersucht werden, um mögliche Defizite frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Im besten Fall sollte es ein Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin sein, die Erfahrung mit Frühchen hat und in der näheren Umgebung praktiziert.
Die wichtigsten Anschaffungen
Durch die hohe emotionale und zeitliche Belastung haben Frühchen-Eltern häufig keine Zeit, das Kinderzimmer fertig einzurichten. Das ist jedoch kein Problem. Wichtig ist, dass das Kind ein Bettchen hat, das auch im Elternschlafzimmer stehen kann. Des Weiteren sollte eine Wickelkommode mit einem Wärmestrahler bereitstehen.
Natürlich sollten auch alle Utensilien zur Versorgung zu Hause vorhanden sein. Dazu gehören beispielsweise:
- Fläschchen (evtl. mit Frühchen-Saugern)
- eine Milchpumpe bei Bedarf (kann in der Apotheke ausgeliehen werden)
- kleine Schnuller oder Frühchen-Schnuller
- Pflegeprodukte (vor allem eine gute Wundschutzcreme)
- Windeln Größe 0 (für Babys ab 1 kg) oder Größe 1 (ab 2 kg)
Vielfach brauchen Frühchen auch zu Hause noch Medizin. Selbstredend muss diese stets vorrätig sein und rechtzeitig über die Kinderarztpraxis nachgeordert werden. Technische Hilfsmittel wie beispielsweise Sensormatten oder Sockenmessgeräte, die frei verkäuflich sind, sind nur bedingt zu empfehlen, da sie nicht validiert sind. Alle Apparate oder Monitore, die tatsächlich nötig sind, werden ärztlich verordnet.
Viele Frühchen sind nach der Entlassung immer noch so klein, dass sie nicht in gängige Babykleidung passen. Während im Krankenhaus häufig noch Passendes zur Verfügung gestellt wird, müssen Frühchen-Eltern nun entsprechende Kleidung besorgen. Bei Wombly adaptive kidswear finden Frühchen-Eltern adaptive Frühchen-Kleidung wie Bodys, Hosen, Jäckchen und Mützen schon ab Größe 38. Auch extra kleine Schlafsäcke stehen zur Verfügung. Alle Produkte sind darauf ausgerichtet, die Pflege von Frühchen zu erleichtern. Denn die Schnitte und Verschlüsse wurden so konzipiert, dass sie besonders leicht an- und ausgezogen werden können. Außerdem sind sie aus natürlichen Materialien, sodass die empfindliche Haut der Frühgeborenen nicht irritiert wird.
Um das Frühchen zu transportieren, empfiehlt es sich, eine Frühchen-Einlage für die Autobabyschale zu kaufen oder zu leihen. Auch gibt es Einlagen für den Kinderwagen. Wichtig ist, dass das Kind möglichst lange flach und liegend transportiert wird. Damit kann man verhindern, dass die Atmung erschwert wird. Man sollte auch darauf achten, dass der Kopf des Frühchens im Kindersitz bzw. im Kinderwagen nicht nach vorne fallen kann, da dies ebenfalls die Sauerstoffzufuhr beeinträchtigt.
Selbstfürsorge einplanen
Trotz aller Vorbereitung wird vermutlich auch die Anfangszeit zu Hause sehr anstrengend sein. Doch gerade dann, wenn die intensive Klinikphase vorbei ist, ist es für Eltern an der Zeit, zwischendurch auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und für sich selbst zu sorgen. Ansonsten besteht die Gefahr, körperlich und mental auszubrennen und den Anforderungen des Alltags nicht mehr gewachsen zu sein.
Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang Freunde und Verwandte. Sie können nicht nur praktische Entlastung im Alltag bieten (z. B. Einkäufe erledigen, Geschwister betreuen etc.), sondern auch ein offenes Ohr oder eine nette Ablenkung. Denn auch Frühchen-Eltern tut es gut, zwischendurch auf andere Gedanken zu kommen.
In manchen Fällen kann psychotherapeutische Unterstützung hilfreich sein. Hier lohnt sich eine Recherche über die Psychotherapeutenkammern oder die kassenärztlichen Vereinigungen. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, um sich dort mit anderen betroffenen Eltern auszutauschen, die die eigene Situation nachvollziehen können. Wem dies zu viel ist, der kann auch bei Bedarf die kostenfreie „Nummer gegen Frühchen-Kummer“ anrufen und mit erfahrenen Frühchen-Eltern über die eigenen Sorgen und Ängste sprechen. Diese ist unter der Rufnummer 0800 875 877 0 zu erreichen und wird vom Bundesverband „Das Frühgeborene Kind“ bereitgestellt.
Oft ist es auch eine gute Idee, nach der schwierigen ersten Zeit eine Kur für Mütter oder Väter in Anspruch zu nehmen, um Energiereserven wieder aufzufüllen. Manche Einrichtungen bieten sogar spezielle Angebote für Frühchen-Eltern. Die Kur ist eine Pflichtleistung der Krankenkasse und kann von einem Arzt verschrieben werden.
Fazit
Die Geburt eines Frühchens stellt eine ganz besondere Herausforderung für Eltern dar. Und gerade die Heimkehr ist ein bewegender Moment und wichtiger Meilenstein. Er gibt Hoffnung, dass auch viele weitere Meilensteine in der Entwicklung erreicht werden. Wichtig ist, dass Eltern bereit sind, Hilfen anzunehmen und sich auch um sich selbst kümmern, damit auch schwierige Phasen gut überstanden werden.
Weiterführende Informationen
Viele wichtige Hinweise und Tipps zu Unterstützungsmöglichkeiten und finanziellen Hilfen finden Frühchen-Eltern auch auf den Seiten des Bundesverbandes “Das frühgeborene Kind” und auf dem Familienportal des Bundes.
(Bildnachweis: Alexander Grey | Unsplash)
Bist Du selbst Elternteil eines Frühchens? Wie sind Deine Erfahrungen? Schicke uns gerne einen Kommentar!