Väterliche Fürsorge: Frühchen-Väter und ihre besondere Verantwortung

Väterliche Fürsorge: Frühchen-Väter und ihre besondere Verantwortung

Wenn ein Baby zu früh auf die Welt kommt, stehen auch Frühchen-Väter vor großen Herausforderungen und emotionalen Belastungen. Wir von Wombly adaptive kidswear möchten Frühchen-Väter mehr in den Fokus rücken und ihre spezielle Lage beleuchten.
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Die Geburt eines Kindes ist ein freudiges Ereignis, das zumeist große Glücksgefühle und tief empfundene Dankbarkeit auslöst. Ist das Baby jedoch ein Frühchen und noch dazu auf eine intensiv-medizinische Versorgung angewiesen, überschatten Ängste, Unsicherheiten und Gefühle der Überforderung das Glück. Während sich im Krankenhaus zunächst alles um die Versorgung von Mutter und Kind dreht, versuchen viele Frühchen-Väter vor allem Stärke zu zeigen und für die Partnerin und das Kind da zu sein. Natürlich leiden aber auch sie unter der Situation und stehen vor großen Herausforderungen. 

Zwischen Hilflosigkeit und Verantwortungsbewusstsein 

Wenn ein Frühchen zur Welt kommt, sind die Umstände der Geburt bisweilen dramatisch. Die Schwangerschaft endet meist abrupt und vielfach mit Komplikationen. Von einem Moment auf den nächsten werden zwei Menschen Eltern. Allerdings halten sie keinen properen Säugling mit rosigen Wangen in den Armen. Sie blicken vielmehr auf ein kleines Menschlein, das im Inkubator über Schläuche versorgt wird und auf winzige Frühchenkleidung angewiesen ist. Und während andere Eltern ihre Kinder kurz nach der Geburt mit nach Hause nehmen, fängt für Frühchen-Eltern oft eine Zeit des Hoffens und Bangens auf der Frühchenstation an. 

Je nach Zustand des Kindes muss es über mehrere Wochen oder sogar Monate im Krankenhaus bleiben. Diese Zeit belastet beide Elternteile sehr, doch sie nehmen sie zumeist unterschiedlich wahr. Frühchen-Mütter müssen sich in der ersten Phase nach der Geburt noch erholen und werden evtl. selbst noch medizinisch versorgt. Väter versuchen deshalb oft von Beginn an stark zu sein und eigene Gefühle wie Angst und Unsicherheit rational zu verarbeiten. Sie möchten ihre Partnerin im Krankenhaus unterstützen und für ihr Neugeborenes da sein. Vielfach werden sie allerdings nicht im gleichen Maße in die Versorgung ihres Kindes mit einbezogen wie Mütter. Daher übernehmen sie eher alles Organisatorische. So kümmern sie sich um Formalitäten, sammeln Informationen und organisieren den Alltag zu Hause. Außerdem müssen sie oftmals auch Wege finden, um diese Ausnahmesituation mit ihren beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. 

Da dies nicht immer leicht ist, fühlen sich Frühchen-Väter häufig unter Druck. Sie möchten funktionieren und den Rollenerwartungen als Ehemann und Vater gerecht werden. Zugleich geht ihnen selbstverständlich die Lage ihres Kindes sehr nahe. Das eigene Kind so fragil und zerbrechlich zu sehen und kaum etwas tun zu können, setzt den meisten Vätern enorm zu. Sie erleben eine große Hilflosigkeit und emotionalen Stress. Vielen Vätern fällt es schwer, sich diese Gefühle einzugestehen und mit ihrer Partnerin oder anderen darüber zu sprechen. Sie behalten ihre Sorgen und Ängste sowie ihre Erschöpfung zumeist für sich, da sie glauben, für ihre Familie stark sein zu müssen. Hinzu kommt, dass sich Freunde und Verwandte meist nur nach dem Befinden von Mutter und Kind erkundigen und den Vater automatisch als Fels in der Brandung betrachten.  

Belastungen wahrnehmen und stabilisierende Faktoren erkennen 

Wie sehr Väter unter den Herausforderungen einer Frühgeburt leiden, wurde lange Zeit kaum wahrgenommen. Doch in den letzten Jahren vollzieht sich ein diesbezüglicher Wandel. Mittlerweile gibt es mehrere Studien, die belegen, dass die Geburt eines Frühchens auch für Väter große psychische Belastungen mit sich bringt. Ebenso zeigt sich, dass bei Vätern das Risiko einer (Wochenbett-) Depression nach einer Frühgeburt steigt. Und es ist mittlerweile auch bekannt, dass Angststörungen bei Frühchen-Vätern vermehrt auftreten können und zum Teil auch noch lange Zeit nach der Geburt anhalten. 

Doch wie kann man dies verhindern bzw. die psychische Belastung verringern? Auch zu dieser Frage wurde geforscht. Dabei wurde deutlich, dass gerade Väter davon profitieren, mehr in die Versorgung ihres Kindes involviert zu sein. Sie fühlen sich so weniger ohnmächtig und der Situation eher gewachsen. Vor diesem Hintergrund sollten Väter daher vom Krankenhauspersonal aktiv eine verstärkte Einbindung in die Versorgung des Frühchens einfordern. Auch sollten sie darauf bestehen, ebenso wie die Mütter über alle Entwicklungen informiert zu werden. Denn dies gibt vielen Vätern Halt und das Gefühl von Kontrolle. 

Als wichtiger Faktor für die väterliche Stabilität hat sich auch die Unterstützung durch Familie und Freunde herausgestellt. Gerade bei ihnen sollten Frühchen-Väter die Möglichkeit haben, Schwächen zu zeigen und Ängste und Sorgen auszusprechen. Denn selbstverständlich haben auch Väter das Recht, nicht immer stark zu sein und sollten Hilfe daher unbedingt annehmen. Wem dies im Freundeskreis oder im familiären Umfeld schwerfällt, der kann sich mit anderen Frühchen-Eltern austauschen. Sei es über eine Selbsthilfegruppe oder aber online. Andere Frühchen-Eltern können die Situation besser nachvollziehen und womöglich hilfreiche Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung geben.  

Für Väter, die sich in erster Linie mit anderen Vätern austauschen möchten, gibt es seit ein paar Jahren eine geschlossene Facebook-Gruppe für Frühchen-Papas, die viele Frühchen-Väter rege nutzen. Der Gründer der Facebook-Gruppe, Sebastian Behrens, der selbst Vater von einem Frühchen ist, sagt dazu: Ich habe damals keine Gruppe gefunden, in der sich Frühchen Papas austauschen. Ich habe dann kurzerhand selber eine gegründet. Sich zu öffnen, fällt Männern meistens schwer. Hier ist man unter sich und ein Austausch hilft sehr, seine eigenen Ängste zu verarbeiten. 

Eine Lobby für Frühchen-Väter 

Zum Glück rücken die Herausforderungen von Frühchen-Vätern in den letzten Jahren auch mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein. Der Bundesverband ‚Das frühgeborene Kind‘ macht beispielsweise mit einem Poster mit dem Titel „Frühchen-Väter können auch stillen“ auf die Situation von Frühchen-Vätern aufmerksam. Ziel des Plakates ist eine stärkere Sensibilisierung von Frühchen-Vätern sowie vom Krankenhauspersonal in Bezug auf die nachgeburtliche Einbeziehung und Unterstützung von Vätern. 

Auch setzt sich der Verband schon seit Langem dafür ein, dass neben der Mutter auch dem Vater eine angemessene Auszeit nach der Geburt zusteht. Und zwar vor allem, um den neuen Herausforderungen ohne direkten beruflichen und finanziellen Druck gerecht werden zu können.  

Und tatsächlich passiert in diesem Bereich etwas. So hat Bundesfamilienministerin Lisa Paus angekündigt, dass die Regierung 2024 einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub einführt (für alle Väter bzw. den zweiten Elternteil). Dieser ist nicht zu verwechseln mit der Elternzeit, die Väter ebenfalls nehmen können. Es handelt sich vielmehr um einen zu 100 Prozent bezahlten Urlaub, der Vätern ohne eine vorausgehende Beantragung rechtlich zustehen soll. Damit wäre eine Erleichterung für Väter und ihre Familien in Sicht, die es vor allem Frühchen-Vätern ermöglicht, gerade die akute Phase nach der Geburt stressfreier zu durchleben und langfristig mehr emotionale Reserven zu haben. 

(Bildnachweis: Manon Allard | Getty Images Signature)

 

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