Was ist Inklusion? Eine inklusive Gesellschaft für alle

Was ist Inklusion? Eine inklusive Gesellschaft für alle

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Inklusion? Was bringt uns Inklusion und wie können wir als Gesellschaft inklusiver sein? 

Der Begriff Inklusion ist in aller Munde und gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Was bringt uns Inklusion und wie können wir als Gesellschaft inklusiver sein? 

Was ist Inklusion? 

Das Wort Inklusion kommt aus dem Lateinischen. Es steht für ‚Enthalten sein‘ oder ‚Dabei sein‘. Mit Inklusion ist gemeint, dass alle Menschen in allen Lebensbereichen ganz selbstverständlich dazugehören. Im Umkehrschluss bedeutet Inklusion, dass es keine Ausgrenzung oder Benachteiligung gibt. Es geht darum, Vielfalt als etwas Natürliches und Bereicherndes anzuerkennen und Barrieren zu beseitigen, damit jede und jeder die Möglichkeit zur gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hat. 

Vielfach wird das Thema Inklusion im Zusammenhang mit der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung diskutiert. Aber Inklusion umfasst viel mehr. Denn eine inklusive Gesellschaft schafft Voraussetzungen für die Teilhabe aller Menschen, und zwar unabhängig von Behinderungen, vom Geschlecht, von der ethnischen Herkunft, der sexuellen Orientierung oder anderen Merkmalen.  

Im Gegensatz zur Integration geht es bei der Inklusion nicht darum, dass sich Menschen an eine gegebene Struktur anpassen und dadurch dazugehören. Inklusion drückt vielmehr aus, dass sich die Strukturen an die Menschen und deren Eigenschaften und Fähigkeiten anpassen. Die Perspektive richtet sich somit vom Einzelnen auf die Gesellschaft. Nicht der Einzelne muss sich integrieren. Die Gesellschaft schafft Rahmenbedingungen, durch die jeder Mensch gleichberechtigt dazu gehört und sich als wertgeschätzter Teil einer Gemeinschaft fühlt.  

Warum ist Inklusion wichtig? 

 Man könnte meinen, dass Inklusion nur denjenigen etwas bringt, die aufgrund von „abweichenden“ Merkmalen marginalisiert werden. Doch dem ist nicht so. Eine inklusive Gesellschaft umfasst Vorteile für alle Menschen. Welche dies sind, ist nicht immer sofort offensichtlich. Darum hat die Aktion Mensch zusammen mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen 10 gute Gründe für Inklusion herausgearbeitet, die wir gerne in zusammengefasster Form weitertragen. 

Grund 1: Der Zusammenhalt in der Gesellschaft wird gestärkt 

Das Gefühl des Dazugehörens stärkt die Persönlichkeit des Einzelnen und macht die Gesellschaft somit im Ganzen stärker. Eine starke Gesellschaft wiederum kann besser mit Herausforderungen und Krisen umgehen, auch weil sich die Menschen mehr als Gemeinschaft wahrnehmen. 

Grund 2: Die Lebensqualität wird verbessert 

Ein inklusives Umfeld beinhaltet öffentliche Räume, die für alle zugänglich und erreichbar sind sowie Orte der Begegnung. Wenn mehr Menschen die Möglichkeit haben, am öffentlichen Leben teilzunehmen, wird das Leben für alle bunter und lebendiger. 

Grund 3: Die Demokratie wird gestärkt 

Inklusion bedeutet auch, dass sich alle Menschen gleichberechtigt einbringen und ihre Interessen und Meinungen vertreten können. Erst wenn die Sichtweisen vieler verschiedener Menschen Gehör bekommen, wird Demokratie tatsächlich gelebt.  

Grund 4: Barrierefreiheit ist für alle gut 

Von baulicher, technischer oder kommunikativer Barrierefreiheit profitieren letztlich alle Menschen. So ist beispielsweise die Hinwendung zu Einfacher oder Leichter Sprache oder zu barrierefreien Zugängen nicht nur für Menschen mit Behinderung zuträglich, sondern auch für viele andere. 

Grund 5: Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden abgemildert 

Jeder, der einer Arbeit nachgeht, zahlt in der Regel auch in die Rentenkasse ein. Wenn es also mehr Menschen ermöglicht wird, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, wie z. B. Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit Migrationshintergrund, federt das die Folgen einer älter werdenden Gesellschaft zumindest ab.  

Grund 6: Innovatives Denken und Handeln wird gefördert 

Im Rahmen von Inklusion entwickelt eine Gesellschaft ganz automatisch kreativere Denkmuster, um für alle die gleichen Möglichkeiten zu schaffen. Da in einer inklusiven Gesellschaft nicht alles genormt sein kann, sind Innovationen nötig, die alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Merkmalen und Fähigkeiten abholen. Und innovatives Denken und Handeln bringt uns alle voran. 

Grund 7: Inklusion bringt Erfolg und finanzielle Vorteile 

Inklusive Unternehmen, die auf Diversität bei ihren Mitarbeitenden setzen, sind erfolgreicher. Dies belegt die Forschung. So haben gemischte Teams mit diversen Merkmalen und Hintergründen einen breitgefächerten Erfahrungsschatz, um Probleme anzugehen und eine vielschichtigere Herangehensweise, um Ideen zu entwickeln.  

Grund 8: Der Fachkräftemangel wird verringert 

Die deutsche Wirtschaft kann es sich nicht mehr leisten, bestimmte Personengruppen auszuschließen. Der Fachkräftemangel ist unumstritten. Ein inklusiver Arbeitsmarkt, der Strukturen schafft, die mehr Menschen einbeziehen, wie z. B. Menschen mit Behinderung oder mit Zuwanderungsgeschichte, kann dem Fachkräftemangel entgegenwirken und unsere Wirtschaft ankurbeln. 

Grund 9: Geld und Ressourcen werden langfristig eingespart 

Inklusion muss nicht immer mehr kosten. Gerade langfristig kann eine inklusive Gesellschaft Geld und Ressourcen einsparen, indem sie sich gebündelt mit dem Thema Teilhabe befasst. Zieht man beispielsweise schon bei der Planung von Bauprojekten verschiedene Zielgruppen mit ein, werden mögliche Problemstellungen bereits vorab besser erkannt, was spätere Investitionen unnötig macht.  

Grund 10: Inklusion bedeutet Einhaltung von Gesetzen 

Im deutschen Grundgesetz steht, dass niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen oder seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Inklusion ist also gesetzlich festgelegt. Neben dem Grundgesetz gibt es noch weitere Gesetze und Konventionen, wie z. B. das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz oder die UN-Behindertenrechtskonvention, die alle zur Gewährleistung von Inklusion aufgesetzt wurden.  

Wie kann Inklusion erreicht werden? 

Bis unsere Gesellschaft als inklusiv bezeichnet werden kann, ist es noch ein langer Weg. Zwar gibt es bereits viele Maßnahmen und Ansätze, die zu mehr Inklusion beitragen. Doch es bleibt noch viel zu tun. 

Zum einen ist es entscheidend, dass es gesetzliche Rahmenbedingungen gibt, die die Rechte von marginalisierten Gruppen schützen und Diskriminierungen verbieten. Wie zuvor erwähnt, gibt es diesbezüglich schon gesetzliche Regelungen. Diese sind jedoch keineswegs vollumfänglich oder ausreichend. In vielen Bereichen gibt es noch keine sichere Rechtslage, dafür aber Ungleichbehandlungen, die angegangen werden müssen, um eine wirklich inklusive Gesellschaft zu ermöglichen.  

Des Weiteren ist es wichtig, Strukturen zu schaffen, die allen Menschen die Möglichkeit geben, vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Ein Fokus liegt hier vor allem auf dem Bereich der Bildung. So ist es das erklärte Ziel der Vereinten Nationen, dass bis zum Jahr 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sichergestellt wird, bei der auch Schüler*innen mit Behinderung dem allgemeinen Schulsystem zugehören. Hierzu müsste in Deutschland eine komplette Systemveränderung vollzogen werden, die noch in weiter Ferne zu liegen scheint. 

Auch auf dem Arbeitsmarkt ist in Sachen Inklusion noch viel zu tun. Ein wichtiger Schritt war die Verabschiedung des Gesetzesentwurfs zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes, bei dem es in erster Linie darum geht, Menschen mit Behinderung in reguläre Arbeit zu bringen. Der Arbeitsmarkt muss sich darüber hinaus aber auch hinsichtlich einer Gendergerechtigkeit weiterentwickeln. Dies gelingt nur, wenn die Bedürfnisse von Frauen und gender-marginalisierten Gruppen mitgedacht und Ungerechtigkeiten tatsächlich anerkannt werden. Und nicht zuletzt sollte es auch Menschen mit Migrationshintergrund leichter gemacht werden, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und ihre Diversität als Stärke erkannt werden. 

Natürlich gibt es auch viele Dinge im Alltag, die Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe erschweren. So muss noch viel passieren in Bezug auf sprachliche, technische und bauliche Barrierefreiheit, um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, beispielsweise Informationen zu bekommen, Orte zu erreichen oder selbstständig zu leben. Für uns von Wombly bedeutet Inklusion auch, dass alle Menschen das Recht darauf haben, sich schön und den eigenen Anforderungen entsprechend kleiden zu können und sich somit im Alltag wohlzufühlen. Adaptive Kleidung herzustellen, die sich an den Menschen und dessen Bedürfnisse anpasst, ist daher unser Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft.  

Letztlich kommt es darauf an, dass Vorurteile und Barrieren in den Köpfen der Menschen abgebaut werden. Dies geschieht durch Aufklärungsarbeit, Sensibilisierung, vor allem aber durch Begegnung. Denn wenn Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, merken sie schnell, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind. Und dass wir alle doch nur ein selbstbestimmtes und unseren eigenen Vorstellungen entsprechendes Leben führen möchten sowie als Teil der Gesellschaft wertgeschätzt werden wollen. Wenn das in einer Gesellschaft möglich wäre, dann könnte man tatsächlich von einer inklusiven Gesellschaft sprechen. 

(Bildnachweis: kali9 | Getty Images Signature)

 

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