Hinter jedem Kleidungsstück verbirgt sich eine Geschichte – eine Reise, die von der initialen Idee bis zum fertigen Produkt führt. Bei der Herstellung unserer Wombly-Kleidung ist dies natürlich nicht anders. Jede Hose, jedes Oberteil, jeder Body entsteht durch viele einzelne Arbeitsschritte, die von vielen verschiedenen Menschen an mehreren Standorten ausgeführt werden. Gerne möchten wir Euch am Beispiel unserer Hose Pepe aufzeigen, welchen Weg unsere Kleidung geht, bevor sie bei Euch im Kleiderschrank ein neues Zuhause findet.
Inspiration und Design
Da wir bei Wombly Kleidungsstücke produzieren, die auf spezielle Bedürfnisse ausgerichtet sind, spielt am Anfang zunächst der Austausch mit unserer Zielgruppe, sprich mit Eltern und Pflegepersonen, eine zentrale Rolle. Über Aufrufe bei Social Media und über Kontakte zu einer Mitarbeiterin in der mobilen Nachsorge stehen uns glücklicherweise immer wieder Familien mit Frühchen oder mit Kindern mit Behinderung bzw. chronischen Erkrankungen beratend zur Seite.
Bei Gesprächsterminen (per Video-Call oder persönlich) lassen wir uns Alltagszenarien sowie das medizinische Zubehör und die Pflegeroutinen ganz genau erklären. Wir erfahren wann, wie oft und zu welchem Zweck Kleidung an- oder ausgezogen bzw. aufgemacht werden muss. Und in diesem Zusammenhang bekommen wir Hinweise, wo es bei der Standardkleidung hakt und welche Details die medizinische Versorgung und den Alltag erleichtern würden.
Auf die Idee zur Entwicklung der Hose Pepe kamen wir beispielsweise durch Feedback einer Familie, dessen Kind eine Orthese am Bein trägt. Die Eltern klagten darüber, dass das An- und Ausziehen problematisch ist. Daher wünschten sie sich eine Kinderhose, die man an der Seite vollständig öffnen kann. Außerdem sollte sie vom Kind möglichst eigenständig angezogen werden können.
Hose Pepe – mit Magnetverschluss und seitlicher Öffnung bis zum Knie, bis Gr. 140
Wünsche wie diese sind für uns sehr hilfreich. Lina, unsere Designerin, die zugleich auch eine der Geschäftsführerinnen ist, nutzt sie, um auf ihrer Grundlage neue Kleidungsstücke zu entwerfen. Sie erarbeitet dazu Skizzen und digitale Entwürfe, die im Team besprochen und den beratenden Eltern vorgelegt werden.
Bei der Hose Pepe wurde im Entwurf ein aushängbarer Reißverschluss eingeplant, der es ermöglicht, die ganze Seite komplett zu öffnen. Zum leichteren Anziehen hat Lina dem Entwurf Hochziehschlaufen sowie Magnetknöpfe und Klettverschluss am Bund beigefügt. So ist die Hose z. B. auch einhändig zu öffnen und eignet sich ebenfalls gut für Kinder mit Muskelschwäche.
Auswahl der Stoffe und Farben
Neben der Funktionalität unserer Kleidung, steht natürlich auch die Optik im Fokus. Wir möchten, dass unsere Kleidungsstücke bunt und fröhlich sind, damit Kinder sich darin wohl fühlen. Zu Beginn der Kollektionsentwicklung erstellt Lina daher ein Farb- und Mustertableau, das etwa zehn Farben umfasst - manche Farben kommen in einer helleren und einer dunkleren Version vor. Bei jedem neuen Entwurf orientiert sie sich an diesem Tableau. Manche Stoffe lassen wir bei der Herstellung in der gewünschten Farbe färben. Andere Stoffe, die wir in kleinerer Menge bestellen, suchen wir uns in Farben aus, die ungefähr in das Tableau passen.
Bei der Hose Pepe haben wir uns für ein Hellblau entschieden. Die Hose ist aus einem weichen Bio-Baumwoll-Stoff, der optisch an eine Jeans erinnert. Dadurch ist sie sehr alltagstauglich und wird von Kindern zwischen etwa 3 und 10 Jahren sehr gerne getragen.
Die Art des Stoffes suchen wir nach der gewünschten Funktionalität aus: egal ob Jersey, Cord oder Nicki – immer steht im Fokus der Überlegungen, ob der Stoff den Zweck des Kleidungsstückes unterstützt und beispielsweise wärmt oder besonders strapazierfähig ist.
Es gehört zu unserem Firmenverständnis, dass wir nur Stoffe aus zertifizierter Bio-Baumwolle verwenden, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Wir lassen daher unsere Stoffe ausschließlich in Deutschland und in der Türkei fertigen und überzeugen uns regelmäßig vor Ort von der Qualität der Stoffe und den Arbeitsbedingungen.
Musterherstellung
Leonie bei der Arbeit an einem Musterteil
Steht das Konzept mit allen adaptiven Details und der Stoffauswahl, gibt Lina ihren Entwurf weiter an unsere Mitarbeiterin Leonie, die in unserem Wombly-Atelier in Berlin einen ersten Grundschnitt konstruiert, während unsere Bekleidungstechnikerinnen Lena (zugleich ebenfalls Geschäftsführerin) und Emira geeignete Stofflieferanten und Produzenten auswählen. Es wird ein Musterteil genäht und die Passform wird zunächst an einer Puppe anprobiert.
Uns stehen mehrere Puppen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung, sodass wir auch die Hose Pepe direkt in mehreren Größen testen konnten. Für die Entwicklung der Frühgeborenenkleidung haben wir das Glück, eine in Punkto Größe und Gewicht sehr lebensechte Frühchenpuppe zu besitzen. Da wir aus medizinischen und Pietätsgründen an sehr kleinen Frühchen keine Anproben machen können und wollen, ist das ein guter Weg, um Passform und Größe zu verifizieren. Außerdem nutzen wir sie auch immer wieder für Fotoshootings.
Unsere Frühchenpuppe (in Sondenbody Lumi und Bonding-Cape Nika)
Nach der Anprobe mithilfe der Puppen gibt es häufig noch Schnittanpassungen. Im Anschluss bekommen unsere Produktionsstandorte (in Polen oder Portugal) ein Schnittmuster in einer Größe zur Erstellung eines Prototyps, damit wir sehen können, ob alle Details so verarbeitet werden können, wie wir es uns wünschen. Wenn dies der Fall ist, dann erstellt Leonie aus dem Grundschnitt die verschiedenen benötigten Größen, aus denen wiederum Musterteile gefertigt werden. Diese versenden wir zur Anprobe und Testung an ausgewählte Familien und lassen uns ein detailliertes Feedback geben.
Testphase im Familienalltag
Unsere süßen Models Iliya und Mio in Wombly-Kleidung
Die Testphase im Familienalltag ist ein wichtiger Schritt. Ob unsere Kleidungsstücke Familien mit Frühchen, erkrankten Kindern oder Kindern mit Behinderung tatsächlich den Alltag erleichtern, können wir nur feststellen, indem diese unsere Kleidung auf Herz und Nieren prüfen. Aus diesem Grund gehört zum Weg der Kleidung, dass wir immer wieder Musterteile zum Anprobieren (und Behalten) an Familien aus unser (Social-Media) Community verschicken und um eine fundierte Rückmeldung bitten.
Bei der Pepe-Hose ging es vor allem darum, herauszufinden, ob Kinder die Hose wirklich selbstständig an- und ausziehen können, ob die Schlaufen z. B. zu lang oder zu kurz sind und ob die Kniepatches gut mit einer Orthese oder Prothese funktionieren. Auch mussten wir checken, ob die Beinweite ausreichend ist.
Besonders praktisch ist es natürlich, wenn wir freiwillige Familien aus Berlin finden, die unsere Kleidung gerne testen. Wenn dies der Fall ist, fährt Leonie mit unseren Musterteilen zur Familie nach Hause und macht dort eine Anprobe. Einige Familien sind netterweise auch bereit, für die Anprobe zu uns ins Büro zu kommen. Das ist deshalb sehr hilfreich, weil dann auch unsere anderen Mitarbeitenden die Passform und die Funktionalität live sehen und gemeinsam über das Teil und mögliche Änderungen beraten können.
Erstellung eines Sample Size Sets
Eventuell werden noch ein paar kleinere Anpassungen vorgenommen. Wenn schließlich alles passt – im wahrsten Sinne des Wortes - produzieren unsere Produktionsstandorte im nächsten Schritt ein sogenanntes ‚Sample Size Set‘. Das bedeutet, sie fertigen das Kleidungsstück einmal in jeder Größe, die wir bestellen werden. Das hat den Sinn, dass uns Gradierungsfehler so am besten auffallen. Vielleicht sitzt die Hose in der 98 super, aber beim Gradieren ist ein Fehler passiert, und in der 134 ist der Schritt zu tief geworden. Solche Dinge können wir somit vor der Produktionsfreigabe noch einmal korrigieren.
Finale Produktion
Nach all diesen Schritten erfolgt schließlich die Produktionsfreigabe. Unsere Produktion bekommt das ‚GO‘ von unserer Seite zur finalen Herstellung unserer Kleidung und legt los. Dann gilt es, erst mal zu warten, denn bis wir die ersten fertigen neuen Kleidungsstücke zugeschickt bekommen, vergehen zumeist ein paar Wochen. Als wir die Pepe-Hose endlich in Empfang nehmen konnten, haben wir uns total gefreut. Denn es ist immer ein besonderer Moment, ein Kleidungsstück, in das so viel Arbeit und Herzblut geflossen ist, zum ersten Mal fix und fertig in den Händen zu halten und schließlich der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Shopverkauf
Und dann ist es endlich so weit. Der Weg der Wombly-Kleidung kommt zum vorläufigen Ende. Ein neues Kleidungsstück ist bereit für den Verkauf. Die Hose Pepe reiht sich ein in das Wombly-Hosensortiment und wartet auf glückliche Träger*innen. Damit sie sich gut verkauft, macht unser Fotograf noch tolle Fotos und Lina schreibt eine informative Produktbeschreibung. Und dann kann das gute Stück, nachdem es einen sehr langen Weg von der Idee bis zur fertigen Produktion zurückgelegt hat, über unseren Wombly-Shop erstanden werden.
(Bildnachweis | Wombly adaptive kidswear & Jens Neumann)